Wasserstand - Ende Juni

  • Nach einem halben Jahr möchte ich mal wieder über aktuelle Fortschritte des Hamburger V6E berichten.


    Seit einiger Zeit kann LOTUS Fahrzeugkonstanten. Das ist ziemlich genial, weil damit die vielen Unterschiede, für die ich unsere Triebwagen in den vergangenen Monaten vorbereitet hatte, in LOTUS nun sichtbar werden.


    Wählt man später im Simulator die entsprechende Wagennummer, wird der Triebwagen entsprechend zusammengestellt. Ich bin eigentlich kein detailverliebter Nietenzähler, bis auf eine Ausnahme: Den V6E. :giggle:


    Was die Unterschiede sind, möchte ich euch heute in dem folgenden Bildbericht vorstellen.


    Zur Erinnerung: Als die V6E in ihr letztes Betriebsjahr klingelten, waren sie über 20 Jahre alt. Durch Umbauten, Unfälle oder technische Änderungen glich kein Triebwagen mehr dem anderen.


    Die Varianten im Überblick:


    Die Hamburger Großraumwagen hatten ursprünglich Silber lackierte Dächer. Allerdings kam es in den letzten Betriebsjahren vor, dass man bei einer Neulackierung oder nach einer Werbeneutralisierung das Dach abweichend in Grau lackierte. So gibt es Triebwagen mit silbernem Dach oder grauen Dach, wie auf folgendem Screenshot zu erkennen:



    Neben diesem Unterschied ist hier bei diesen zwei Wagen eine weitere Konstante aktiv, die den kleinen Werbeaufkleber vor der Vordertür aktiviert. Den hatten, von den 50 Triebwagen, nämlich nur vier Bahnen kleben.



    Auch am Heck sorgen zwei Fahrzeugkonstanten für Unterschiede. Links, knapp über dem Trolleyfänger sieht man einen kleinen Blechdeckel. Hier befand sich ursprünglich ein kleinerer Hilfstrolleyfänger. Der wurde aber später bei allen Triebwagen entfernt. Bei den meisten Wagen war davon nichts mehr zu sehen. Beim Wagen 3588 aber, war ein Blech übergesetzt, was bei unserem virtuellen Wagen natürlich nicht fehlen darf.

    Achtet bitte auch auf die Kupplung der Bahn. Dieser Wagen kann nicht mehr elektrisch kuppeln, weil die E-Kupplung entfernt wurde und durch eine Blechabdeckung ersetzt wurde.



    Beim Triebwagen 3640 ist diese E-Kupplung noch vorhanden. Er dürfte im AddOn z.B. mit dem Salzanhänger gekuppelt fahren, weil hier das Brems- und Rücklicht im Salzwagen aktiviert werden kann. Auch bei diesem Wagen lässt sich erkennen, dass er mal einen Hilfstrolleyfänger trug. Allerdings sind hier statt einer Blechabdeckung drei Sechskantschrauben sichtbar.



    Hier dann die dritte Variante der E-Kupplung. Der Deckel ist farblich abgesetzt. Das ist ein Relikt aus Beiwagenzeiten, weil die Farbe auf dem Deckel signalisierte, welche Trieb- mit welchen Beiwagen gemeinsam gekuppelt werden konnten. Ob diese Systematik bis zum Schluss eine Rolle spielte, ist mir nicht bekannt. Beiwagen gab es ja nicht mehr.



    Neben dem Hilfstrolleyfänger hatten alle Wagen ursprünglich an der hinteren Ecke ein Alublech aufgeschraubt. Das war ein ein Scheuerschutz für die Trolleyleine des Hilfsfängers. Mit dessen Wegfall wurde das Blech überflüssig. Nur zwei Triebwagen, unter anderem dieser, hatten dieses nun funktionslose Blech bis zum Schluss. Hier kann man auch sehen, dass von der Sockelbefestigung des Hilfstrolleys in der Regel nichts mehr zu sehen ist.



    Wenn man im Triebwagen sitzt, gibt es auch einige Unterschiede. Bei diesem Wagen ist z.B. die Fahrzeugnummer innen, vorne am Zielkasten angeschrieben.



    Es gibt aber auch Wagen, wo die Nummer rückwärtig an der Kassenluke angeschrieben ist. Entweder über oder unter dem HVV-Tarifzonenplan.



    Auffälliges Merkmal ist auf dem Fahrerplatz der Tacho mit Kilometerzähler. Einige Wagen haben ein Ziffernblatt mit weißer Schrift auf schwarzem Grund.



    Bei anderen Wagen ist es umgekehrt. Apropos Tacho ...



    Der Tausch von Drehgestellen kam regelmäßig vor. Aus diesem Grund hatten die V6E am Wagenkasten zwei Anschlüsse für den Tachogeber. Bei diesem Wagen sitzt der Antrieb auf der letzten Achse, rechte Fahrzeugseite. Bei anderen Wagen sitzt der Geber hingegen vorne links auf der ersten Achse des Drehgestells.



    Bei diesem Triebwagen ist der Tachoantrieb nicht zu sehen, also sitzt er vorne links. Aber: auf diesem Bild lässt sich erkennen, dass es an den Drehgestellen unterschiedliche Radtypen gibt.

    Vorne haben die Stahlräder glatte Radscheiben, während die hinteren gewellt sind. Auch hier sorgt ein Script dafür, dass die jeweiligen Radtypen historisch korrekt am richtigen Drehgestell laufen.



    Auf diesem Bild sind es gleich drei Varianten, die für Unterschiede sorgen. Zum einen ist es die kleine Leuchte über dem Einstieg. Sie ist entweder Teil eines Blechkastens (links im Bild) oder unter der Dachleiste montiert. Wobei es noch eine Unterscheidung gibt, ob der Hinweisaufkleber über der Tür vorhanden ist (rechts der Wagen) oder fehlt (mittlere Bahn).


    Eine weitere Konstante steuert in der seitlichen Zielanzeige den Werbeaufkleber für die Fahrzeugwerkstätten Falkenried (FFG). Den trugen nur Bahnen, die ohne Vollwerbung fuhren. Dementsprechend ist sie beim linken Wagen deaktiviert.


    Dann ist auch die Konstante erwähnenswert, die die Art der Türen festlegt. Beim mittleren Triebwagen weicht die zweite Tür in der Optik ab. Das liegt daran, dass dem Original-Triebwagen nach einem Unfall eine Tür vom Nachfolgetyp V7 eingebaut wurde. Im AddOn gibt es insgesamt drei Wagen, die im Rahmen von Unfallreparaturen an verschiedenen Stellen mit diesen V7-Türen ausgestattet sind.



    Abweichungen gibt es auch bei der Bestückung der Wagen mit Steckschildern.


    Ein Standardwagen kann in der Regel folgende Steckschilder im Kletterschutz anzeigen:

    • betriebsunfähig
    • Ich fahre in den Ruhestand
    • Fahrschule

    Der Triebwagen 3633 kann, weil er der letzte Wagen des offiziellen Fahrplanbetriebs war, zusätzlich noch zwei Arten von Abschiedskranz mit „Letzte Fahrt“ darstellen.


    Am Triebwagen 3657 kann, weil er der letzte Wagen des Sonderbetriebs am 1. Oktober 1978 war, zusätzlich „Die Letzte“ mit der Werbung „Dank allen und Tschüß“ aktiviert werden.



    Beim Triebwagen 3661 war die Zielschildscheibe vorne an einer Ecke milchig. Ganz penibler Nietenzähler, habe ich das dann auch mit eingebaut. ;) Man beachte auch das rote Blech des Wagens. Auf der eigentlich glatten Blechhaut lässt der glänzende, reflektierende Lack schwach die verspachtelten Nietenköpfe der Senkkopfnieten erkennen.


    Ohne Hilfe wäre das nicht möglich gewesen


    All diese Details sind das Ergebnis von ausführlicher Recherche. Das wir das nach über 40 Jahren überhaupt noch so klären konnten, ist Straßenbahnfans zu verdanken, die in den letzten Betriebswochen der Hamburger Straßenbahn unzählige Fotos der Originale gemacht haben und uns diese heute zur Verfügung gestellt haben.


    Auch persönliche Erinnerungen vieler Zeitzeugen sind hier eingeflossen. Nicht zu vergessen, die Mitarbeiter der Museumsbahnen, die mir mit ihren technischen Tipps immer wieder Hinweise geben. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern bedanken!


    Bis zum nächsten Mal


    Euer Rolf