Guten Abend,
ich wollte heute mal ein Thema ansprechen, welches mich als Fahrplanplaner an LOTUS besonders interessiert, und mich bereits in etlichen Simulatoren verfolgt hat:
Fahrzeugvielfalt in LOTUS - aus Sicht der Entwurfsplanung für Fahrplankonzepte
Bislang ist das Handhaben der Fahrzeuge für LOTUS noch relativ einfach. Noch existieren noch recht wenige Fahrzeuge, zudem ist es bei Straßenbahnnetzen oft einfacher alle Fahrzeugtypen nachzubauen, die innerhalb eines Verbundes/einer Stadt eingesetzt werden. Doch selbst jetzt schon deutet sich die Fragestellung bei Sonnenburg beispielsweise an: Die Fahrplan-KI beruht auf Fahrzeugen aus dem DLC Düsseldorf.
Der Blick auf andere Simulatoren zeigt, dass das durchaus kein Problem darstellt. Im Railworks TS20xx von DTG ist das beispielsweise Gewohnheit, für sämtlichen Verkehr in einem Szenario alle Pay- und Freewarefahrzeuge erworben zu haben, die vorkommen (außer man baut das Szenario um). Lediglich einige KI-Pakete der Anbieter TTB und 3DZUG haben diese Situation in Eigeninitiative etwas vereinfacht. In Trainz PTP2 hatte man im Gegensatz dazu mit den damals weniger aufwändigen Fahrzeugmodellen genug Fahrzeuge mitgeliefert, um den örtlichen Betrieb annähernd wiedererkennbar darzustellen.
Jedoch spätestens beim Nachbau von Bahnnetzen mit Knotenbahnhöfen wird man wahrscheinlich daran scheitern, alle notwendigen Fahrzeuge für einen authentischen Betrieb mitzuliefern (solange man nicht ein Großentwickler wie vR, 3DZUG o. Ä. ist). Um die Voraussetzung zu vieler Payware-DLC zu verhindern, habe ich gehört ( Marcel Kuhnt Ist das korrekt?) dass zukünftig alternative Fahrzeugbesetzungen für den Fahrplan eingetragen werden können. Das halte ich für eine sehr großzügige Option, die viel Freiraum lässt. Dennoch ergibt sich für mich als Fahrplanplaner der Vollbahn ein Problem, welches eher vom Realismus her (weniger weil ich stur bin 
) diese Lösung bei der Vollbahn etwas erschwert.
Fahrten der Vollbahn erfolgen nach testierten Trassen, die vorab im Fahrplankonzept oder zumindest als Sytemtrasse [Ja, ich habe den Vorgang für die Übersichtlichkeit stark zusammengefasst, bitte nicht beißen!] vorabberechnet sind. Diese werden mit Referenzfahrzeugen, aber oft auch mit spezielle einer exakt festgelegten Zugkomposition bestimmt. Manchmal lässt sich da noch etwas am Rollmaterial tauschen oder als Ersatzkonzept fahren. Oft würde ein wilder Fahrzeugtausch aber zu einer Unfahrbarkeit des Fahrplankonzepts führen. Anschauliche Realbeispiele dafür wären: D-Allgäu Los 2 mit Br 612 ohne GNT fahren (oder gar einem noch langsameren Dieselfahrzeug 
), ein Einsatz von Br 420 als München-Nürnberg-Express (für die die Trasse über 20 Minuten zu schnell wäre und bei Expressbegegnung mit ICE alle Scheiben explodieren würden) oder auch die Verwendung eines ICE 4 auf einer Trasse des Velaro D (für 300km/h). Deshalb glaube ich, LOTUS sollte sich für die S- und Vollbahn hier ein zusätzliches gutes Konzept entwickeln (was natürlich die Freiheit des ZK-Tauschens für Spielfreiheit auf eigene Gefahr nicht ausschließt 
).
TigerChris hat mich bei der Aufarbeitung des P-Wagens auf eine Idee gebracht, die ich interessant fände, von der ich aber nicht weiß ob das umsetzbar ist. Da wurde diskutiert, ob es sich lohnt, mit nicht höchstrealistisch fahrbar aufgearbeiteten Fahrzeugmodellen überhaupt erst zu experimentieren. Mir kam die Idee, vorläufig eine (ggf. BaseContent?) Datenbank an weniger aufwendigen Platzhalterfahrzeugen als KI-Version aufzubauen, welche als fahrdynamischer Platzhalter dienen. Diese würden sich als KI-Fahrzeug im Fahrverhalten nicht von einer Vollversion unterscheiden. Bei Vorhandensein eines entsprechenden vollwertigen Fahrzeugs (fiktives Beispiel: TTB veröffentlicht ein DLC Br 481 für LOTUS o. Ä.) würde eine Verknüpfung eingerichtet werden, sodass alle Besitzer des Fahrzeug-DLCs statt dem Platzhalter die Vollversion eingesetzt bekommen. Damit wäre sichergestellt, dass jeder auf der Map das richtige Fahrzeug zur richtigen Zeit am richtigen Ort sieht, ohne das das ganze Kreuzungsregime zu einem Stillstand kollabiert (weil die Br 628 einfach strikt keine reservefreien Trassen für den RS1 auf voller Leistung schaffen 
). Dennoch könnte man schnell eine große Vielfalt an Fahrzeugen in einem Netz einsetzen.
Ein Nachteil wäre, dass nicht jeder sofort für jedes Fahrzeug den vollen Umfang des Realismus nutzen kann, doch ich finde die Tatsache fast alle Fahrten mit korrekter ZK zu sehen hat mich in TS20xx, Trainz, Zusi und OpenRails (auf sehr tollen Transilien-Maps besipielsweise) immer so von der Authentizität überzeugt, dass ich nicht traurig war, manche der TTB-Steuerwägen und KI-ICEs um mich herum nicht selbst fahren zu können. Ich war ja ohnehin in meinem Talent 2, auf den ich mich gerade konzentrierte (fiktives Beispiel aus TS20xx). Andersherum hat es mich weniger überzeugt (wie in TSW2), eine sehr gute Br 423 und Br 403 fahren zu können, dafür fehlten fast alle anderen Fern- und Nahverkehrszüge in München und Br 143 auf dem Fugger-Express erinnern mich in 2021 daran, dass das ja nur ein gut gemeinter Versuch ist ein Fahrplankonzept nachzustellen, von dem fast alles was mir vertraut ist fehlt.
Ich schätze etwas viel Informationen zu einem fundamentalen Dilemma der Fahrzeugsimulation in den Raum geworfen zu haben, die ja selbst andere Verkehrsträger (Flugsimulation, Ship Simulator Extreme, selbst Seilbahn-Simulatoren ) plagt. Ich bin gespannt ob ich promt drei bessere Konzepte von euch an den Kopf geschmissen bekomme mit dem Hinweis die Methode sei antiquitiert 
. Ich habe nur meine eigene Erfahrung als Streckenbauer und Szenariobauer in PTP2, TS20xx, TSW2 und Trainz rekapituliert, die auch die Tage vor den TTB-Szenario-Paketen mit einschließt und den Stress, zehnseitige Asset-Listen abzuarbeiten für ein 20-minütiges S-Bahn-Szenario kennt.
[ Janine Ich hoffe, den richtigen Bereich getroffen zu haben. Unter Forum-Forum hätte ich ohnehin gerne mal eine Art "Concepts of LOTUS"-Kategorie vorgeschlagen, in die solche Themen wie das oder DBEs Vorstoß zur Vereinheitlichung von Sonderansagen besser reinpassen würden.]
