3644 – Die Straßenbahn des Herrn Kaiser

„Hallo Herr Kaiser!“ - Auf diesen Werbespruch setzte die Hamburg-Mannheimer Versicherung von 1972 - 2009. Doch der Fokus lag nicht nur auf dieser bekannten Werbefigur, sondern auch auf auffälliger Verkehrsmittelwerbung. Zumindest in den frühen 1970er Jahren. Im Oktober 1972 erhielt der V6E Nr. 3644 eine aufwendige und farbenfrohe Werbelackierung, mit der er bis zur Betriebseinstellung durch Hamburg rollen sollte.


Als dann Schluss war, wurde der Triebwagen am 11. November 1978 aus Lokstedt abgeholt und per Tieflader an den Schönberger Strand zum Museum des Vereins Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. (VVM) transportiert. Hier sollte er eine zweite Karriere als Museumsstück beginnen. Mit anderen Straßenbahnen des Vereins, parkte der Triebwagen im Freien und konnte an den Betriebstagen der Museumsbahn besichtigt werden.


Wagen 3644 hatte eine Besonderheit: Beim Umbau zu Einmannwagen hatte man allen Triebwagen einen Blechkasten über der Vordertür spendiert. Der zeigte den Fahrgästen an, wo man mit Zeitkarte oder als Barzahler*in einsteigen sollte. Diese Konstruktion war allerdings sehr korrosionssanfällig und wurde bei allen V6E, noch während der Betriebszeit, wieder demontiert. Nicht jedoch beim 3644. Allerdings verlor er sie am Schönberger Strand später dann doch, als der Kasten selbst völlig verrostet war und das darunter liegende Dach Schaden nahm.


Zum Leidwesen der Museumsbahn waren die Straßenbahnen im Freien der Witterung und dem zunehmenden Vandalismus schutzlos ausgeliefert. Mit dem Aufbau der Sammlung bemühte sich der Verein darum, auf dem Bahnhofsgelände eine Halle und eine Demonstrations-Straßenbahnanlage zu errichten. Anfang der neunziger Jahre kam Bewegung in das Projekt.

1993 konnte mit 3644 der Betrieb auf der neu erbauten Demonstrationsstrecke eröffnet werden. Vorerst noch mit Akkus-Beiwagen, doch schon kurze Zeit später dann auch unter Fahrdraht.


In dem Museum können Hamburger Rollenstromabnehmer und Bügelstromabnehmer anderer Städte gemeinsam fahren. Auch die Gleisanlage ist einmalig. Normalspurige Straßenbahnen aus Hamburg und Berlin fahren gemeinsam mit schmalspurigen Wagen aus Kiel und Braunschweig auf einem Gleis. Möglich macht das ein sogenanntes Dreischienengleis, auf dem die Wagen unterwegs sind.


Seine farbenfrohe Werbung hat 3644 hat am Schönberger Strand übrigens schon früh verloren. Kurz nach der Ankunft am Strandbahnhof lackierten die Verkehrsamateure des VVM den Triebwagen in das bekannte Hamburger rot-beige zurück. Die folgende, jahrelange Freiaufstellung hat auch diesen Wagen schwer gezeichnet, aber die Museumsbahner kümmern sich liebevoll um ihre Wagen und so auch um diesen V6E. Inzwischen steht er trocken unter einem „Tramport“.


Das Museum am Schönberger Strand ist immer einen Besuch wert. Neben dem V6E gibt es dort einen V6-Fahrschulwagen und den einzig erhaltenen Beiwagen vom Typ V6BE. Unter den weiteren Schienenveteranen sind dann auch die Nachfolgeserie V7, aber auch ältere Serien, wie V2 und V3 ausgestellt. Hamburgs ältester Straßenbahnwagen von 1894 ist dort ebenso im Einsatz, wie weitere Straßenbahnen aus Kiel, Berlin und Braunschweig.


Einmal im Jahr findet der „Tag der Straßenbahn“ statt. Dann rollt dort alles, was fahrfähig ist. Auch Wagen 3644 darf den Besucher*innen noch mal zeigen, was er drauf hat.


www.vvm-museumsbahn.de

Kommentare 1

  • Die Werbung sieht ja mal mega aus.