3609 – 1.000 Rosen aus der Straßenbahn

Am 30. September 1978, dem letzten Tag des Planbetriebs der Hamburger Straßenbahn, hatte der Einzelhandelsverband Hamburg die Linie 2 zwischen 9 und 15 Uhr gemietet und alle Hamburger*innen zur kostenlosen Mitfahrt eingeladen.


Obwohl Nulltarif galt, verkauften Mitglieder des Verbands und Prominente aus Politik und Wirtschaft als ehrenamtliche Schaffner, an diesem Tag historische Fahrscheine.

Für eine Mark waren sie nicht nur begehrte Souvenirs, sondern zugleich Lose, denn es gab insgesamt 500 Präsentkörbe zu gewinnen.


Wagen 3609 parkte an diesem Sonnabend auf dem Rathausmarkt, in der Nordschleife, wo bis Mai 1977 noch die Linie 1 gedreht hatte. Sehr wahrscheinlich diente er dem Einzelhandelsverband dabei als Anlaufpunkt und Aufenthaltsraum, denn er war ringsum mit Infoplakaten des Verbands beklebt.


Als Hostessen der Fleurop 1.000 Rosen verteilen wollten, wurden sie derart bestürmt, dass sie in den abgestellten Straßenbahnwagen flüchteten und die Verteilung der Rosen einfach aus dem Wagen heraus fortsetzten. So kam es zu Rosen aus der Straßenbahn.


Wagen 3609 war auch am Sonntag, 1. Oktober noch betriebsbereit und fuhr bis nachmittags im Sonderbetrieb, bis dann wirklich Schluss war mit Straßenbahn.


Der drohenden Verschrottung entging der Wagen vorerst, weil er zu der Serie von insgesamt acht Triebwagen gehörte, die als Imbissbude weiterverwendet werden sollten.

Nach der Überführung auf das Grundstück des neuen Besitzers wartete 3609 auf seine neue Aufgabe. Die aber ließ auf sich warten, weil der künftige Imbissbetreiber für seine Wagen keine Aufstellgenehmigungen bekam. So litt auch 3609 mit der Zeit unter der unbewachten Freiaufstellung.


Als 1981 das Gelände an der Alsterkrugchaussee geräumt werden musste, wurden die ersten vier Triebwagen an den Elbbrücken verschrottet. Die bis dahin noch nicht völlig zerstörten Wagen landeten vorerst in der Ladestraße des AKN-Bahnhofs Schnelsen. Allerdings waren die Bahnen auch hier ungeschützt dem Vandalismus ausgesetzt und mussten, inzwischen schwer demoliert, dann doch zerlegt werden.

Kommentare 2

  • Jeder Wagen hat eine Geschichte. So verdammt faszinierend. Danke und weiter so!

    • Danke,. Da kommen noch einige. ;)