3607 - als letzte Bahn durch die Mö

Bunte Pop-Werbung war in den den frühen 1970er Jahren noch recht selten, fiel dadurch aber sehr auf. So auch beim Triebwagen 3607. Mitte der 1970er Jahre war er zuerst in gelb-blau für die „Deutschen Angestellten Gewerkschaft“ (DAG) unterwegs. Dann erfolgte ein Motivwechsel und der Wagen warb auffällig gestreift in Schwarz-Weiß für die Boutique „Ivonne“.


Sein letztes Stündchen schlug in der Nacht zum 1. Oktober 1978. An den Bahnen wurde während der Fahrt alles abgeschraubt, was nicht niet- und nagelfest war. An Wagen 3607 vergingen sich die Souvenirjäger an relevanten Bauteilen, als die Bahn gerade Richtung Schnelsen fuhr. Der Triebwagen blieb schadhaft in der Grindelallee liegen. Ob, wie in der Presse berichtet, die Notbremse abgeschraubt worden war, wird sich vermutlich nicht mehr klären lassen. Es dauerte aber gut eine Stunde, bis der Triebwagen aus eigener Kraft, ohne Fahrgäste nach Lokstedt aussetzen konnte. Das war dann auch seine letzte Fahrt, denn nach der Einstellung wurde der Wagen verschrottet.


3607 war außerdem die letzte Bahn, die durch Hamburgs Haupteinkaufsstraße, die Mönckebergstraße, rollte.


Der Bau des Bahnsteigs 0 am Hauptbahnhof erforderte Umbaumaßnahmen, die in den Bereich der Straßenbahntrasse reichten. Auf die wollte man aufgrund der bevorstehenden Betriebseinstellung verzichten und legte den Abschnitt Hauptbahnhof/ZOB – Rathausmarkt bereits Ende Mai 1978, mit Beginn des Sommerfahrplans, still. Diese Entscheidung muss recht kurzfristig gefallen sein, denn das gedruckte Fahrplanbuch wies die Fahrten bis zum ZOB noch aus.


Noch in den 1950er Jahren passierten weit über 80 Straßenbahnen in der Stunde die Mönckebergstraße. Nun sollte damit Schluss sein. Um das würdig zu verabschieden, mieteten sich die Hamburger Verkehrsamateure (VVM) eine Straßenbahn, nämlich den Wagen 3607, für eine Sonderfahrt. Nach dem letzten, offiziellen Planwagen kreiselte 3607 zur Freude der Anwesenden noch einige Male durch die Kehre. Dann hiess es Abschied nehmen und der schwarz-weiß lackierte Wagen verließ als allerletzte Straßenbahn „ZOS“, so das interne Betriebskürzel der Schleife am Hauptbahnhof.


Ein letztes Mal ging es durch die Mönckebergstraße in Richtung Rathausmarkt. Der wurde damit, bis zur endgültigen Einstellung der Straßenbahn, neuer Endpunkt der Linie 2.

Kommentare 5

  • Sehr interessant.

    Vielen Dank für diese tollen und sehr interessanten Infos die bei jedem Post dabei sind. Gerne mehr davon.

    • Danke. ;)

      Es kommen noch einige Wagen. :)

  • Zum Glück war der "Souvenir Raub" so gemeint, wie er gemeint war. Eine ewige Liebe zur Elektrischen. Heutzutage wäre sowas nicht mehr geduldet. Aber eine schöne Werbung hatte der Wagen.

    • Ja, man wollte sich wohl ein Stückchen Straßenbahn erhalten. ;)

    • Heute kann man ja eh kaum noch was abschrauben! :-D Alleine diverse Schilder sind ja nur noch geklebt ("heute" = seit den SDs... :-D) Auch Türgriffe sucht man schließlich vergebens...


      Eigentlich war es die ideale Lösung, so konnte man die Wagen dann wenigstens bereinigt von allem, was noch verwendbar war, direkt verschrotten... ich stelle es mir schon sehr skuril vor, wie die letzten Aussetzer aufm Hof ankamen; losgefahren komplett, ankommend nur noch der reine Wagenkasten und Drehgestelle. Der Inhalt vom Fahrerraum wurde schließlich vom Fahrer noch abgeschraubt und eingesteckt... :-D